Wir werden immer wieder gefragt, ob wir denn ein bestimmtes Teleskop für den Einstieg in die praktische Astronomie empfehlen könnten. Nun, das beste Teleskop für den Anfang ist wohl dasjenige, das der angehende Hobbyastronom leicht bedienen kann und das ihm die Himmelsobjekte groß und scharf zeigt. Um es abzukürzen: Ein solches Einstiegsteleskop verfügt über mindestens 15 cm Öffnung und kostet zwischen 350,- und 450,- Euro.
Nur auf den Preis zu achten wäre allerdings falsch, denn die angebotenen Teleskopsysteme unterscheiden sich erheblich voneinander und der Preis allein gibt kaum Auskunft über den Nutzwert. Man kann sich vor einem Kauf an folgenden Überlegungen orientieren:
1) Einstiegsgeräte bis 200,- Euro
Sehr viele Einstiegsgeräte werden mit einem Dreibeinstativ und einer azimutalen oder parallaktischen Montierung verlockend günstig angeboten. Beworben werden diese Geräte meist mit einer umfassenden Ausstattung und mit hoher Vergrößerungsfähigkeit. Solchen Einstiegsgeräten in der Preisklasse bis 200,- ist gemein, dass die Optiken von Teleskop, Okularen und Sucher so klein sind, dass kaum dauerhafte Freude aufkommen kann. Die angegebenen maximalen Vergrößerungen sind nur ein Werbetrick und man findet mit so einem Teleskop außer dem Mond kaum ein astronomisches Objekt. Wer sich für eines dieser Systeme entscheidet, der sollte darauf achten, dass ein langbrennweitiges Okular (z.B. 25mm) mit niedriger Vergrößerung mitgeliefert wird, damit das Aufsuchen etwas leichter fällt. Viel darf man sich von solchen Teleskopen allerdings auch dann nicht erwarten.
2) Einstiegsgeräte mit Goto
Computergesteuerte Teleskope für Einsteiger sind längst zu einem großen Markt geworden. So genannte Goto-Steuerungen sind recht ausgereift und können beim Einstellen lichtschwächerer Objekte durchaus hilfreich sein. Die Notwendigkeit der Kenntnis einiger heller Sterne zur Eichung der Steuerungen wird aber vorausgesetzt und für das Einstellen von Mond und Planeten ist eine Computersteuerung kein großer Gewinn. Geräte mit Goto-Funktion kosten mindestens 400,- Euro. Deren Optiken in einer Größenordnung bis 114mm Öffnung sind noch nicht sonderlich leistungsstark, so dass der angehende Sterngucker auch damit nicht viel zu sehen bekommt, was ihn dauerhaft fesseln würde.
3) Dobson-Teleskope
Der „Dobson“ ist ein Spiegelteleskop, das auf einer azimutalen Plattform kostengünstig montiert ist. Es kann bequem von Hand bewegt werden und es zeigt mit seiner leistungsfähigen Optik viele Himmelsobjekte groß und scharf. Eine Öffnung von 15cm gilt auch hier als Mindestmaß. Ein 15cm-Dobson ist für größere Kinder gut geeignet, wenn ein Elternteil etwas mithilft.
Die Preise für den mit guten Okularen ausgestatteten 15cm-Dobson beginnen bei den eingangs erwähnten 350 Euro. Für nur wenig mehr erhält man ein sehr gut ausgestattetes Dobson-Teleskop mit stattlichen 20cm Öffnung – ein Klassiker und ideales Einstiegsgerät für Erwachsene und Jugendliche. Um die Objekte am Himmel mit einem so leistungsstarken Teleskop wie einem 15cm- oder 20cm-Dobson auffinden zu können, werden analoge oder digitale Himmelskarten (Smartphone-App) und das mitgelieferte Sucherfernrohr oder alternativ ein sog. Peilsucher benutzt. Bei hellen Himmelsobjekten ist das Aufsuchen nicht besonders schwierig. Werden die Wünsche größer und die Himmelsobjekte schwächer, dann wachsen der Ansporn und das Können des Beobachters mit – der entscheidende Grund, weshalb Dobson-Teleskope sowohl bei Anfängern als auch bei fortgeschrittenen Amateurastronomen seit Jahrzehnten gleichermaßen beliebt sind. Längst werden Dobsons in erheblichen Größen und auch mit guten Computersteuerungen und automatischer Nachführung angeboten. Auch diese Goto-Lösungen sind empfehlenswert. Damit wird bereits einfache Astrofotografie möglich.
4) Probieren ist besser als studieren
Details zu Teleskopen lassen sich bei verschiedenen Händlern in Erfahrung bringen. Am besten probiert man die Teleskopsysteme selber aus. In der Regel verfügen spezialisierte Astrohändler über ein Ladengeschäft mit Ausstellungsraum. Der Passau am nächsten gelegene Fachhändler mit umfassendem Ausstellungsraum zur eigenen Begutachtung von Teleskopen befindet sich in Linz: Teleskop-Austria. Im Großraum München finden sich weitere Fachhändler, z.B. Teleskop-Spezialisten oder Teleskop-Express. Manche Händler prüfen und justieren die Teleskope vor dem Versand. Hier sind kleinere Händler evtl. besser als die das Internet dominierenden Großhändler, die zwar mehr anbieten, dafür aber die empfindlichen Optiken in der ungeöffneten Schachtel aus Asien ungeprüft und unter Umständen dejustiert weiterschicken müssen. Eine Selbstabholung der sensiblen Geräte ist daher eine sinnvolle Lösung. Am besten aber besuchen Sie unsere Sternwarte und probieren einfache Geräte für den Einstieg selber aus! Eine Kaufberatung können und möchten wir dabei nicht leisten. Wir können jedoch eine erste Orientierung anbieten. Dazu stehen gleich mehrere Lösungen an unseren öffentlichen Beobachtungsabenden für Sie bereit: