Neue fotografische Einsatzmöglichkeiten des 180mm-Refraktors

Mit dem Einzug neuer Steuerungstechniken in der Sternwarte Passau ist der große Refraktor der renommierten US-Firma Astro-Physics nun auch als sehr hochwertiges Foto-Objektiv für die Abbildung lichtschwacher Objekte weit außerhalb unseres Sonnensystems in Betrieb genommen worden. Dazu kann die ursprüngliche Lichtstärke des Teleskops bei Bedarf mit Zusatzlinsen auf Blende 6,9 erhöht werden, was einer Brennweite von 1240mm entspricht. Die Kontrolle spezieller Astrokameras und der Nachführung des Teleskops auf das zu fotografierende Himmelsfeld übernimmt vorzugsweise ein spezieller Minicomputer, der an die Montierung adaptiert werden kann. Dessen Bedienung erfolgt über WLAN durch ein Smartphone oder Tablet.

Erste Ergebnisse dieses Systems gibt es unten zu bestaunen: Der Pac-Man-Nebel NGC281 im Sternbild Kassiopeia. Es handelt sich hierbei um eine Wolke in knapp 10.000 Lichtjahren Entfernung, die aus einem Gemisch v.a. aus Wasserstoff und Sauerstoff besteht. Diese Gase werden von kräftigen elektromagnetischen Sternenwinden zum Leuchten angeregt und weggeblasen. Im Zentrum der Wolke befindet sich ein kleiner Haufen aus jungen Sternen, die für diesen Sternenwind verantwortlich sind. Ihre Strahlung drückt die Gase gegen umgebende Staubwolken. An den Stoßfronten verdichtet sich das Gas und bildet bizarre Strukturen ab. Der Gaswolke vorgelagert sind mehrere dunkle Staubwolken, die das Licht der dahinter liegenden Gasanteile verschlucken. Aus wissenschaftlicher Sicht sind besonders diejenigen Staubwolken interessant, welche sich bereits deutlich verdichtet haben. In solchen kompakten Wolken, Globulen genannt, werden sehr junge Sterne vermutet, die sich noch nicht ihrer Licht schluckenden Umgebung entledigen konnten. In einigen hunderttausend Jahren werden auch diese Sterne sichtbar sein.

Der Hantel-Nebel M27 im Sternbild Fuchs führt uns das Ende eines sonnenähnlichen Sterns vor Augen. Der etwa 1.400 Lichtjahre entfernte Stern genau in der Mitte der Gaswolke hatte sich zunächst aufgebläht und war dann zu einem weißen Zwerg geschrumpft. Dabei schleuderte er aufgrund seines zeitweise erheblich gestiegenen Strahlungsdrucks Schockwellen aus Wasserstoff, Sauerstoff und anderen Elementen ins All hinaus. Wegen seiner extrem hohen Temperatur von etwa 100.000°C leuchtet der Stern weiter und regt auch die umgebenden Gasschalen zum Leuchten an. Zum Vergleich: Unsere Sonne hat an ihrer Oberfläche eine Temperatur von etwa 5.500°C. In wenigen Milliarden Jahren wird sich das jedoch ändern, denn auch ihr steht ein ähnliches Ereignis bevor.

Aufnahmen: F.Steimer

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