Bei bestem Kaiserwetter öffnete die Sternwarte Passau, die mit ihrer Lage über den Dächern der Stadt zudem einen atemberaubenden Ausblick bietet, ihre Tore, um die Bevölkerung über die Einrichtung zu informieren und einen gefahrlosen Blick auf den Stern zu bieten, der der Erde am nächsten und momentan ganz besonders aktiv ist. Die Sonne, von der alles Leben abhängt und die das Zentrum unseres Sonnensystems bildet, stand an diesem Tag im Mittelpunkt.
Eröffnet wurde die Veranstaltung von Andreas Rother, dem 2. Bürgermeister der Stadt Passau, der sogleich selbst einen Blick auf die Sonne wagte. Das Team der Sternwarte um Leiter Florian Steimer freute sich im Laufe des Tages über weitere Hunderte von interessierten Besuchern, die teilweise das erste Mal durch ein Teleskop blicken durften. Besonders gut zu sehen durch das große Linsenteleskop waren zahlreiche Eruptionen am Sonnenrand, allesamt um ein Vielfaches größer als die Erde. Ein weiteres spektakuläres Phänomen – den wohl größten Sonnenfleck seit 9 Jahren – erklärte Florian Steimer so: „Die Sonne strahlt nicht immer gleich. Ihre Aktivität schwankt mit einer ca. 11-jährigen Periode, in der auch die Zahl der Sonnenflecken variiert. In Zeiten von geringer Aktivität kann die Sonne frei von Sonnenflecken und damit makellos sein. Nun aber steht das Aktivitätsmaximum im momentanen Zyklus bevor.“ Um welche Ausmaße es sich hier handelt, wird deutlich, als der Hobbyastronom erklärt, dass allein in diesem Fleck die Erde gleich mehrfach Platz hätte. Im hinteren Teil der Sternwarte gab der Schüler Jonathan Liebl anhand einer von ihm erstellten Präsentation einen detaillierten Einblick in diese momentane Besonderheit: „Sonnenflecken sind mit etwa 4000 Grad Celsius etwas weniger heiße Stellen der ansonsten 5500 Grad Celsius heißen Sonnenoberfläche und Austrittspunkte von Magnetfeldlinien. Dort ist die ansonsten granuläre Sonnenoberfläche gestört.“ Selbst als sich die Sonne am frühen Nachmittag kurzzeitig hinter leichten Wolken versteckte, nutzten die Gäste dies für zahlreiche Fragen an die Experten des Sternwarten-Teams, die fachkundig Rede und Antwort standen. Zu diesen zählten neben dem Leiter Florian Steimer und dem Neuling Jonathan Liebl auch Anna-Maria Deckwerth, Sebastian Dumm, Margit Weiß sowie Hans Brichta und der Mitbegründer und vorherige Leiter der Sternwarte Rainer Klemm. Viele der Besucher wollten eine bleibende Erinnerung mit nach Hause nehmen, deshalb wurden im Eingangsbereich der Sternwarte Fotos angeboten, welche einige der Referenten in Passau vom Weltall aufgenommen hatten.
Gekoppelt mit dem Tag der offenen Tür war die Aktion einer Schülergruppe des Adalbert-Stifter-Gymnasiums Passau um Lehrer Dr. Holger Megies, welche auf dem nahegelegenen Thingplatz zusammen mit Amateurfunkern einen Wetterballon steigen ließ. Um den Ballon live mitverfolgen zu können, wurde das Nebengebäude der Sternwarte zur Verfügung gestellt.
Ermöglicht werden solche öffentlichen Bildungsveranstaltungen der Sternwarte von ehrenamtlich engagierten Hobby-Astronomen mit Unterstützung durch die Jugendherbergsverwaltung und die Stadt Passau in Form von Instandhaltung und Modernisierung der kostspieligen Beobachtungsinstrumente und durch freiwillige Spenden der Besucher. Ende August, wenn es wieder früher dunkel wird, öffnet die Sternwarte auch wieder für regelmäßige nächtliche Beobachtungen. Die Öffnungszeiten werden auf der Homepage der Sternwarte sternwarte-passau.de rechtzeitig bekanntgegeben.