Ein nicht alltägliches Ereignis für alle astronomisch Interessierten: der innerste Planet unseres Sonnensystemes, Merkur, zog am Nachmittag des 11.11.2019 vor der Sonne vorbei. Der im Vergleich zu unserer Erde etwas weniger als halb so große Planet brauchte für diese Wanderung über die Sonnenscheibe etwas mehr als fünf Stunden.
Zuletzt 2016 war dieses Schauspiel zu sehen und erst wieder 2032 kommt es erneut zu dieser besonderen Konstellation von Sonne, Merkur und Erde.
Hier ein Bericht über das Ereignis in der Sternwarte Passau:
von Stephan Mayer
„Wir, die Betreuer der Passauer Sternwarte, haben diesmal nicht fotografiert, sondern an der Sternwarte hoch über Passau geduldig auf kleine Lücken in der dichten Nebelsuppe gewartet. Wir waren 6 bis 8 Betreuer und nur ganz wenige Besucher, vielleicht 3 oder 4, aus der Passauer Bevölkerung, die Wolken in der Stadt haben sie wohl davon abgehalten, zu uns hinauf zu kommen. Dafür haben wir ganz viele, mindestens 40 oder mehr, Amerikaner, die von den Flusskreuzfahrtschiffen aus am Oberhaus auf Sightseeing waren und vom Aussichtspunkt auf die Stadt herunterschauen wollten, mit dem „special event today“ überrascht und begeistert. „It’s really Mercury, i see it, amazing, yes, may i make a picture from you“: Es war erst nicht einfach, mit dem dunklen Herschelprisma am großen Refraktor-Teleskop (180mm-StarFire) oder mit den Baaderfiltern vor meinem 20×77-Miyauchi-Fernglas die Sonne zu finden – das Bild im Okular war im Nebel zu dunkel und Schatten haben die Fernrohre auch nicht geworfen – aber in den kurzen wirklich klaren Momenten konnten wir dann doch die Sonne finden und auch halten: ca. 45 Minuten von den 4 Stunden (12:30 bis ca 16:15), die wir oben waren, konnten wir den Transit gut sehen.
Und dann war es auch wirklich beeindruckend, dieses Transitschauspiel zu sehen, Merkur klar als ganz kleines schwarzes Scheibchen vor der großen hellen Sonnenscheibe. Und ich habe endlich gelernt, was man antwortet, wenn jemand sich auf Englisch bedankt „thank you very very much, thanks“ – dann ist richtig „you are welcome“ zu antworten.
Und wenn ich dann das gesagt habe, haben die Touristen (darunter auch einge Chinesen und Japaner) sich noch mehr gefreut.
Also, es war toll den Transit zu sehen und für mich noch schöner, den Amerikanern (aus New York, Nashville, Los Angeles, Kentucky, Oklahoma u.a.) etwas von der Astronomie zu zeigen und zu erklären, Fragen zu beantworten. Sie waren sehr aufmerksame und interessierte Beobachter und Zuhörer. Wieder mal hat sich unser Astronomie-Hobby als ein bißchen völkerverbindend erwiesen.
Und für uns von der Sternwarte war es wiedermal schön in den Nebelpausen astronomisch und privat miteinander zu ratschen. Und kalt war es auch…“
Der Merkurdurchgang am 9. Mai 2016, fotografiert durch das Teleskop der Sternwarte Passau. Die vergleichsweise riesige Sonnenscheibe ist hier nur zu einem kleinen Teil abgebildet. Am Sonnenrand war damals eine etwa 30.000 km hohe Sonneneruption zu sehen, der nur knapp 5000 km große Planet Merkur zeigt sich als scharf umrissene, schwarze Scheibe. Obwohl sich Merkur auf seiner Bahn mit etwa 200.000 km/Stunde bewegt, braucht er für seinen Transit über fünf Stunden.